Briefmarken-Ratgeber
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Guten Tag, liebe Briefmarkenfreunde !
Eine von vielen Fragen mit Antwort:
Hallo Herr Köpfer!

Mit Erschrecken habe ich gestern festgestellt, dass bei eBay zurzeit ein Händler eine fast komplette gestempelte BUNDsammlung mit Bizone (ab 1945) für 288 € anbietet?

Fragen hierzu:
Wie erklären Sie sich diesen Ramschpreis?
Ist aus Ihrer Sicht auch bei BERLIN eine solche Entwicklung denk- bzw. absehbar?

VG Lutz

288 € anbietet? Fragen hierzu: Wie erklären Sie sich diesen Ramschpreis? Ist aus Ihrer Sicht auch bei BERLIN eine solche Entwicklung denk- bzw. absehbar? VG Lutz
Antwort:
Sie haben die Antwort quasi schon gegeben: Es ist ein Ramschpreis, der Preis für Ramsch. Man kann getrost davon ausgehen, daß ein Händler, zumal ein Briefmakenhändler, nichts verschenkt. Die Händler haben meistens Riesenlager, die qualitativ im Prinzip unverkäuflich sind. Die Idee daraus eine "komplette Sammlung" zu gestalten finde ich raffiniert und bin davon überzeugt, daß eine große Nachfrage noch uninformierter Sammler dafür besteht, € 288,00 zum Fenster rauszuwerfen. Klar, mit Berliner Marken ist so etwas ohne Probleme auch gestaltbar und ich bin davon überzeugt, daß dies auch aus den meisten Dubletten- oder Sammlungsbeständen (Berlin-12, Frankfurt a.M., Bonn und Weiden) von Sammlern machbar ist. Das ganz große Problem ist, daß dieser Schrott nicht vom Markt verschwindet, sondern von einem Unbedarften zum nach nächsten wandert, zwischenzeitlich in Deutschland schon 164 Jahre lang. Machen Sie mit bei unserer derzeitigen Diskussion auf "stampedia.de" am "Stammtisch", da geht es nämlich genau auch um dieses Problem.

Q1 ist davon auf keinen Fall betroffen, allein schon deshalb, weil hierfür einfach das Material fehlen würde.
Der Patient "Briefmarkensammeln" liegt schwerkrank danieder. Einiges deutet auf sein Ende hin. Um ihn herum hat sich der gesamte Clan der "Briefmarkenlobby" versammelt. Man ist entsetzt, nur ganz leise grummelnde Unterhaltung. Wie konnte das in nur 40 Jahren so wahnsinnig schnell passieren? Ganz vereinzelte, sehr zaghafte Vorschläge, man solle vielleicht doch einen Arzt hinzuziehen, werden mit einem ebenso leisen, jedoch sehr bestimmtem "das wird doch viel zu teuer" abgeschmettert. Im Übrigen wissen wir doch selbst woran er erkrankt ist. Nochmalige vereinzelte Versuche: "ja, aber, wenn er stirbt, sind wir wirtschaftlich am Ende"! Pessimisten, Schwarzseher! Wenn er überlebt, ist es auch nicht anders - nein wir müssen hoffen, daß er wieder gesund und jung wird und das alles so hinkriegen, daß alles beim Alten bleibt, wir unsere, zugegeben, nicht ganz lauteren, jedoch einträglichen Geschäfte weiter betreiben können. Also laßt uns weiter überlegen - und abwarten - und ein paar von uns sollten immer an seinem Bett bleiben und klagen, hoffen und beten, klagen, hoffen und beten, klagen, hoffen und bet ......
Ja, es ist ja auch wirklich zu schön, wenn man "seine" Käuferschicht, die der jungen, der Spaß-Sammler, so weit hat, daß sie jeden Mist, sei er noch so teuer, sei er noch so unsinnig, unterstützt mit ein paar unsinnigen Werbeslogans, einfach kauft.
Dieser Markt ist wirklich durch und durch krank. Da werden täglich unzählige Male Unwissenheit, Vertrauen und Begeisterung junger und oft auch älterer Menschen einfach mißbraucht und enttäuscht. Motto bei alledem: kommt einer dahinter, dann gibt er eben auf. Na und? Neue kommen doch nach.
Mit dem "Briefmarken-Ratgeber" möchte ich die Basis schaffen, alle Bereiche zu durchleuchten, alles Negative anzuprangern, nach Möglichkeit alle Tricks zu erkennen und zu besprechen. Dazu können, nein, sollten Sie alle beitragen. Beobachten Sie kritisch und melden Sie was Ihnen auffällt.
Der kritische Sammler wird aber auch selbst Positives leben, erleben und entdecken. Und gerade das ist von größtem Interesse und alle sollten es erfahren.
Seien Sie egoistisch: Helfen Sie den Sammlern!
Denken Sie mal über ein zugegeben äußerst einfaches Beispiel nach: von etwas Sammelwürdigem gibt es 1.000 Stück - und 50 Sammler. Klar, sagt da jeder, das ist ein nichts wert, ein billiger Sammelgegenstand. Jetzt sammeln aber 500, der Ein oder Andere hat den Sammelgegenstand 2- oder 3fach, eventuell in unterschiedlichen Varianten, die Nachfrage ist also größer als das Angebot. Die Preise steigen stark. Das macht andere aufmerksam, es kommen weitere Sammler hinzu, die Nachfrage kann nicht mehr gestillt werden, die Preise explodieren.
Nein, das ist nicht die zwangsläufige Entwicklung allen Strebens, aber auch Zwischenstufen machen Spaß. Konzentrieren wir uns also auf Entwicklungsfähiges.
Bei alledem braucht es aber auch und besonders "Wissen", eine weitere wichtige Aufgabe des "Briefmarken-Ratgeber", die, so glaube ich, ideal ergänzt wird durch unser Forum.
Ich kann mir auch vorstellen, daß die kostenlosen Kleinanzeigen, die ausschließlich auf unsere Hobby ausgerichtet sind und die Bereiche kaufen, tauschen und suchen umfassen, helfen werden, Qualität darzustellen und marktgerechte Preise zu gestalten.
In den meisten Bereichen braucht man das Rad jedoch nicht neu erfinden, da gibt es schon hervorragende Erkenntnisse, die wir alle nutzen sollten. Nur die Auswüchse sollten erkannt und ausgemerzt werden, damit unser Hobby wieder in seiner ganzen Breite Spaß macht.